Mit PV, Wind, Speichern und Digitalisierung bis 2035 CO2-frei
Ergebnisse der Dekarbonisierungsstudie vorgestellt – Ziel: Feuchtwangen bis 2035 klimaneutral
Investitionen in Photovoltaik (PV)- und Windkraftanlagen sowie in Energiespeicher sind essentielle Meilensteine zu einer kohlenstofffreien, eigenen Energieversorgung, wie sie die Stadtwerke Feuchtwangen zeitnah für sich anstreben. Dies belegen die Ergebnisse der wegweisenden Dekarbonisierungsstudie, die nun auch im Werkausschuss vorgestellt wurden.
Erarbeitet wurde die ganzheitliche Studie von den Stadtwerken gemeinsam mit dem benachbarten Campus Feuchtwangen, einer Außenstelle der Hochschule Ansbach, und der Siemens AG. Sie zeigt, wie Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität CO2-frei und nachhaltig gestaltet werden kann. Auf Grundlage von Erhebungen und Analysen wurde ein strukturiertes Energiekonzept mit konkret formulierten Zielen zur kosteneffizienten Energieversorgung erstellt. „Um unser Ziel einer nahezu autarken, klimaneutralen Energieversorgung des gesamten Feuchtwanger Gebietes zeitnah zu erreichen, müssen wir unumgänglich in den weiteren Ausbau von PV und Windenergie investieren“, so das finale Fazit von Feuchtwangens ersten Bürgermeister Patrick Ruh. Die Studie belegt, dass diese Technologien für die Stadtwerke Feuchtwangen „technisch und wirtschaftlich absolut sinnvoll und zukunftsträchtig“ sind. Gleichzeitig erwartet die Feuchtwanger Bevölkerung eine energetische Umrüstung vom Bezug fossiler Energieträger hin zu mehr regionaler, CO2-freier Energieerzeugung, um den steigenden Kosten für Strom und Wärme entgegenzuwirken und auf eine Preisstabilität bauen zu können, wie die im Herbst 2021 durchgeführte Bürgerumfrage zeigt. „Mit dieser Erkenntnis und Bestätigung können wir nun zielgerichtet in die operative Phase gehen und entsprechende Projekte umsetzen“, teilte der Technische Stadtwerkeleiter Lothar Beckler mit.
Ab 2030 wollen die Stadtwerke Feuchtwangen ihren Kundinnen und Kunden ausschließlich lokal erzeugten grünen Strom anbieten. Die im Rahmen der Studie erstellte Energiebedarfsanalyse bis zum Jahr 2035 prognostiziert aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung durch Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen einen stetig steigenden Stromverbrauch. „Damit der Strom auch immer dann zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird, bedarf es neben den PV- und Windanlagen zusätzliche Energiespeicher“, äußerte Thomas Haupt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus, und bewertete dabei anhand einer ersten Wirtschaftlichkeitsanalyse den Einsatz eines Batteriespeicher-Systems als sinnvolles Instrument für die Stadtwerke Feuchtwangen. „Batteriespeicher spielen für Regionen mit einem hohen Anteil an PV- und Winderzeugung eine entscheidende Rolle für die Eigenversorgung und bieten zudem attraktive Möglichkeiten am Energiemarkt teilzunehmen, um dort zusätzliche Erlöse zu generieren“, betonte Dr. Rainer Saliger, Experte für Energiespeicherung bei Siemens. Solche Investitionen haben Saliger zufolge eine hohe Rentabilität und können sich durchaus bereits nach rund zehn Jahren amortisieren. „Investitionen in diesen Bereich müssen wir leisten können, um langfristig zukunftsfähig agieren zu können“, ergänzte Bürgermeister Patrick Ruh. Politisch sei dafür in der Kreuzgangstadt durchaus Rückenwind da. „Auch wenn uns natürlich bewusst ist, dass derartige Anlagen immer auf Diskussionen und verschiedene Meinungen treffen“, verdeutlichte Ruh.
Im Wärmesektor wollen die Stadtwerke Feuchtwangen spätestens ab 2035 vollständig kohlenstoffneutral sein. „Mit einer Kombination aus Elektrifizierung mittels Wärmepumpen und Direktstromprozessen, lokal hergestellten Biomethan sowie Beimischen von Wasserstoff könnten die Stadtwerke den Erdgasbedarf im Feuchtwanger Gebiet vollständig decken und damit unabhängig gegenüber Energieimporten werden“, erläuterte Dr. Gerd Hofmann, Projektkoordinator am Campus, seine Analyseergebnisse. Wie Lothar Beckler ergänzte, laufen bereits intensive Gespräche mit Betreibern örtlicher Biogasanlagen hinsichtlich der eigenen regionalen Herstellung von Biogas und dem Ziel einer Autarkiequote von über 80 Prozent.
„Die Ergebnisse der Studie stoßen bereits jetzt auf reges Interesse der ansässigen Industrieunternehmen und Nachbargemeinden den Dekarbonisierungs-Weg der Region mitzugestalten“, so Beckler. „Nun ist es wichtig, auf Basis des passgenauen und ganzheitlichen Konzepts, Anreize und weitere flankierende Maßnahmen mit den Bürgern und der Industrie voranzutreiben“, betonte Campus-Leiter Prof. Dr.-Ing. Johannes Jungwirth. Dabei wird deutlich, dass das ländliche Umland zur CO2-freien Versorgung des Stadtgebietes sehr wichtig ist. „Feuchtwangen ist mit dieser Initiative eine der Vorreiterkommunen in ganz Deutschland“, verdeutlichte Matthias Hammerl, Projektleiter bei Siemens. „Gemeinsam mit diesen Pionieren optimieren wir den technologischen Bausatz für die Energiezukunft, der in den nächsten Jahren in vielen Regionen in Deutschland zum Einsatz kommen dürfte. Doch dann ist Feuchtwangen bereits ein ganzes Stück weiter auf dem Weg der Dekarbonisierung, auf dem wir die Stadtwerke, Stadt und Region gerne mit Rat und Tat begleiten.“